Viele Unternehmer schmücken sich mit der Zahl ihrer Mitarbeitenden. Doch wer genau hinsieht, erkennt schnell: Die eigentliche Größe eines Unternehmens misst sich nicht daran, wie viele Menschen dort arbeiten – sondern daran, wie viel Verantwortung es für welchen Gewinn trägt.
„Wir sind jetzt 40 Leute!“ – wer regelmäßig auf LinkedIn unterwegs ist, kennt diese Art von Updates. Oft garniert mit einem Gruppenfoto, Hashtags wie #TeamLove und dem obligatorischen Dank an alle Mitreisenden. Doch so sympathisch diese Postings auch daherkommen mögen: Die reine Anzahl der Beschäftigten sagt wenig über den Zustand eines Unternehmens aus.
Denn in Wahrheit stellt sich eine viel zentralere Frage: Wie viele Menschen braucht es bei euch eigentlich, um welchen Umsatz – und vor allem welchen Gewinn – zu erwirtschaften?
Natürlich ist Wachstum wichtig. Und selbstverständlich braucht es Menschen, um Produkte zu bauen, Kunden zu betreuen und Prozesse am Laufen zu halten. Aber wenn die Zahl der Mitarbeitenden zum einzigen sichtbaren Erfolgsindikator wird, dann stimmt etwas nicht.
In vielen Fällen wird Größe mit Stärke verwechselt. Ein 20-köpfiges Team wirkt auf den ersten Blick vielleicht beeindruckender als ein Zwei-Personen-Betrieb – doch wenn beide Firmen auf ähnliche Umsätze kommen, dann stellt sich unweigerlich die Frage: Wer arbeitet hier eigentlich effizienter?
Was in vielen Gesprächen vergessen wird: Jedes zusätzliche Teammitglied bringt nicht nur Know-how, sondern auch Kosten, rechtliche Verpflichtungen, Führungsaufwand und menschliche Verantwortung mit sich.
Ein Unternehmen mit 100 Mitarbeitenden trägt Verantwortung – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch moralisch. Das bedeutet: Wenn ein großer Auftrag ausbleibt, ein Markt einbricht oder eine Fehlentscheidung getroffen wird, betrifft das nicht nur Zahlen auf einem Sheet, sondern reale Existenzen.
Wer sich also über die eigene Teamgröße definiert, sollte sich auch fragen, ob er oder sie bereit ist, die dazugehörige Verantwortung zu tragen – oder ob die eigene Eitelkeit hier vielleicht lauter spricht als das betriebswirtschaftliche Gewissen.
Ein unterschätzter, aber extrem aufschlussreicher Indikator ist der sogenannte Umsatz pro Mitarbeitendem. Er zeigt, wie effizient ein Unternehmen wirklich arbeitet – unabhängig von seiner Größe.
Ein Beispiel: Zwei Unternehmen machen je zehn Millionen Euro Umsatz. Firma A beschäftigt dafür 100 Mitarbeitende, Firma B nur 25. Das bedeutet: Firma B erwirtschaftet pro Kopf viermal so viel Umsatz – und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch einen höheren Gewinnanteil.
Besonders in technologiegetriebenen Branchen oder bei digitalen Geschäftsmodellen zeigt sich diese Effizienz oft in kleineren, agilen Teams. Der Fokus liegt auf Automatisierung, klaren Prozessen und ergebnisorientierter Arbeit – nicht auf möglichst vollen Büros.
Manche der profitabelsten Unternehmen im Mittelstand sind erstaunlich schlank aufgestellt. Sie setzen auf Expertise statt Hierarchien, auf Verantwortungsübernahme statt Kontrolle. Ihre Gründer verstehen Skalierung nicht als „mehr Menschen“, sondern als „mehr Wirkung pro Person“.
Und wer ehrlich ist, weiß: Ein kleines, motiviertes Team mit klaren Zielen ist oft schneller, fokussierter und innovationsfreudiger als ein aufgeblähtes Organigramm mit unklaren Rollen.
Wachstum ist kein Selbstzweck. Und trotzdem wird in Gesprächen, Interviews und Jahresrückblicken oft zuerst gefragt: „Wie viele Mitarbeitende habt ihr jetzt?“ Statt: „Wie viel Gewinn macht ihr pro Jahr?“, „Wie stabil seid ihr finanziell?“ oder „Wie viel Verantwortung tragt ihr aktuell für wie viele Menschen?“
Wahrer unternehmerischer Erfolg bemisst sich nicht in Köpfen, sondern in Wirkung. In Klarheit. In Verantwortung. Und ja – auch im Gewinn. Denn ohne Gewinn, keine Löhne, keine Sicherheit, keine Zukunft.
Wer Unternehmer ist, sollte nicht stolz auf die Anzahl der Angestellten sein – sondern auf die Qualität des Unternehmens, das er oder sie gebaut hat.
Ein Unternehmen ist kein Muskel, der durch bloße Größe beeindruckt. Es ist ein System – und gute Systeme zeichnen sich nicht durch Volumen aus, sondern durch Effizienz, Verantwortung und Resilienz.
Denn am Ende zählt nicht, wie viele Menschen du beschäftigst – sondern wie vielen Menschen du wirklich eine Perspektive gibst. Und was ihr gemeinsam daraus macht.
Über den Autor:
Oscar Karem ist Unternehmer, Investor und Autor. Er begleitet Menschen dabei, Unternehmen nicht nur zu gründen, sondern sinnvoll und profitabel zu führen – mit Verantwortung, Strategie und einem klaren Blick auf das Wesentliche.
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